Der Hüper

Nach der grausigen Niederlage der Zürcher am Gubel im Jahre 1531 kam ein jugendlicher Reitersmann auf wilder Flucht an den Egelsee und wollte nach dem gegenüberliegenden Wäldchen entfliehen. Bei seinem Vorhaben geriet er in arge Not, und in seiner großen Bedrängnis tat er Gott in seinem Herzen ein frommes Gelübde, so er gerettet würde von einem jähen Tode.

Als aber sein Pferd den Huf wieder auf trockenen Boden setzen konnte, lachte der frevelhafte Zürcher über sein frommes Vorhaben und spottete darüber mit lauter Stimme. Doch in raschem Kehr wandte sich plötzlich das Pferd um und sprang wiederum gegen den See hin. Voll Schrecken fing der Spötter an, das Pferd herumzureißen, hieb auf das Tier ein und drückte ihm die Sporen tief in die Weichen mit dem Ruf "Hup, hup!" Vergebens waren alle Bemühungen des Reiters, das Tier sprang mit seinem Herrn ins dunkle Wasser und auf elendigliche Weise kam der Reiter ums Leben.

Noch manches Jahr hörte man um die mitternächtliche Stunde am Egelsee einen bitterlichen Notschrei: "Hup, hup!" Das war der Egelsee-Hüper. Seit aber die Franzosen ins Land gekommen waren, habe man nie mehr etwas vom Hüper gehört.

Quelle: Hans Koch, Zuger Sagen und Legenden, Zug 1955, S. 49