355. Irrlichter

Ganz geheuer soll's zuzeiten auf der Straße zwischen Sonnental (Tscherlach) und Bärschis auch nicht sein. Sie zieht sich eine Strecke weit zwischen sumpfigen Rietern hin. In wüstschwarzen Nächten steht man nicht selten da Lichter mit rötlichgelbem Schein sich hin und her bewegen. Des Weges Unkundige suchen sich diesen Lichtern zu nähern, um da Hilfe und Wegleitung zu finden; statt dessen geraten sie immer weiter in die Sümpfe hinein, und das unheimliche Umherirren dauert fort, bis die Betglocke ertönt, deren Schall die „feurigen Männer" vernichtet. Erst das Morgengrauen bringt die Wanderer wieder auf die richtige Fährte.
O. Giger.

Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 355, S. 199
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, November 2005.