227. Garlett

Alte Valenser wissen viel von dem reichen Garlett zu erzählen, der im Schlosse wohnte, auf dessen dicker Mauer nun Konrad Ruch sein Haus hat. Er habe vom Schlosse einen unterirdischen Gang zur Kirche gehabt und auf eigenem Boden von der Hausbesitzung Glarina bis auf die Voralp Branggis wandern können. Einst wunderte ihn, wie tief eigentlich der dortige Wangsersee sei, und er nahm zu diesem Behufe einen Haspel und einen Bund Schnüre mit. Als er einen Stein an die Schnur gebunden und ihn in den See hinabgelassen hatte fand sich nirgends Grund. Schon war er daran, eine neue Scknur an die bisherige zu binden und begann aufs neue, als lockend Blasen aus dem Seegrunde aufstiegen und eine furchtbare Stimme herauflief:

"Ergründest du mich, So verschluck ich dich!" Da gab er den Versuch auf.
Dr. Henne-Am Rhyn, Deutsche Volkssage.

Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 227, S. 112
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, Juni 2005.