VERBALLHORNEN = VERBESSERT DURCH JOHANN BALLHORN

1528 hat ein ehrlicher Buchdrucker zu Lübeck, namens Johann Balhorn, aus Soest in Westfalen bürtig, ein neues Fibelbuch für die liebe Jugend ausgehen lassen, das er »verbessert durch Johann Balhorn« genannt. Dieser hat zuerst den Lutherschen Glauben samt dem Vaterunser und dem Hausspiegel hineingedruckt und ein nachdenklich Sinnbild hinzugetan, nämlich einen Hahn, welcher die Christenheit zur Wachsamkeit aufruft, daß ihr nicht fremde Eier ins Nest geleget werden.

Solches alles aber haben die gottlosen Pfaffen dahin verdreht, als hätte der Balhorn den Hahn selbst Eier legen lassen, dem Fibelspruch aber noch die Buchstaben ff, ll, mm, ss hinzugetan; und machten den ehrlichen Mann zum Toren. Daher denn in einigen Landen das Sprichwort aufgekommen: «Verbessert durch Johann Balhorn.» Dieser Balhorn aber hat ihnen eine treffliche Verbesserung angerichtet, als er einige Jahre hernach die neue Ordnung des Lübschen Gottesdienstes in Druck ausgehen lassen. Darüber sie denn höchlich verbittert worden, dergestalt, daß sie, wo sie vermocht, allewege dasselbige Buch gar verdorben und zugrund gerichtet; und ist schier wenig davon übriggeblieben. Hat ihnen aber dennoch nicht baten wollen. (Lübeck)


Quelle: Deecke 1911, S. 326 f.
aus: Historische Sagen, Leander Petzoldt, Schorndorf 2001, Nr. 73, S. 47