WIE VIRGILIUS DIE STADT NEAPEL VON GESTANK UND UNGEZIEFER BEFREITE

In Neapel, der Stadt, welche Virgilius gründete, ist ein Fleischmarkt, in dessen Mauer Virgilius durch seine Kunst ein Stück Fleisch einfügte, welches die Kraft hat, daß alles Fleisch, welches auf den Markt gebracht wird, sechs Wochen lang weder durch sein Aussehen die Augen noch durch seinen Geruch die Nasen, noch endlich durch seinen Geschmack die Gaumen belästigt. Auch ist in derselben Stadt das Herrentor, welches nach Nola führt, einer einst berühmten Stadt Kampaniens, und an dem Eingang dieses Tores sieht man einen künstlich gebauten Steinweg, unter welchem Virgilius alle Arten von schädlichem Gewürm verschloß, und daher kommt es nun, daß weder in den unterirdischen Höhlen, über welchen die geräumige Stadt auf Säulen ruht, noch an den Gärten, welche innerhalb der Stadtmauer liegen, eine Mücke oder ein schädlicher Wurm gefunden wird.


Quelle: Text nach dem Volksbuch 'Eine schöne Historie von dem Zauberer Virgilius, seinem Leben und Tod und den wunderbaren Dingen, die er durch Negromantie und mit Hilfe des Teufels vollbrachte. Frankfurt am Main. Druck und Verlag von H. L. Brönner. Gedruckt in diesem Jahr, ed. Simrock, S. 46
aus: Historische Sagen, Leander Petzoldt, Schorndorf 2001, Nr. 16, S. 17