RÓZSA SÁNDOR IN BOGSCHAN

In der Revolution von Achtundvierzig weilte der berüchtigte Rózsa Sándor mit seiner Bande in Bogschan. (Bekanntlich hatte Kossuth, der Führer der ungarischen Revolution, die Betyaren, die Wegelagerer der ungarischen Pußta, unter Gewährung von Straffreiheit für das Revolutionsheer angeworben.) Rózsa Sándor war Offizier in der Honvedarmee. Er war mit seiner Bande als Vorposten nach Bogschan geschickt worden. Es waren sechsunddreißig Mann, lauter Berittene. Rözsa Sändor ritt an ihrer Spitze. Er war in Nationaltracht — so erzählten die Alten, die ihn gesehen hatten —, in weiten leinenen Gatya-Hosen, in Stiefeln und Sporen. Er hatte einen Fokosch, eine Art Spitzhacke, und eine lange Peitsche, die an ihren Enden verzweigt und mit Bleikugeln beschwert war. Die anderen waren ebenso adjustiert wie er. Im Kampfe schwangen sie ihre Peitschen, wickelten sie dem Feinde um den Hals und rissen ihn vom Pferde. Die Dragoner rannten vor ihnen zu allen Teufeln!!

In Achtundvierzig stand Bogschan auf seiten der Revolution. Aus dem Orte meldeten sich fünfzig junge Leute für die Honvedarmee. Eine Bürgergarde sorgte für die Verteidigung des Ortes. Auf dem Kapellenberg, der das ganze Tal beherrscht, standen zwei Kanonen. Die obere und die untere Brücke waren verbarrikadiert.

Die Leute des Rözsa Sändor lagerten im Rosnerischen Garten, gegenüber dem Kameralwirtshaus. Hier brieten sie ein zweijähriges Rindl am Spieß und kochten Paprikasch in Wein. Im Kameralwirtshaus zechten sie. Der Wirt des Kameralwirtshauses, der alte Guth, sagte:

"Sándor Bácsi, deine Leute essen und trinken bei mir und zahlen nicht."

Da sagte der Rózsa Sándor zu seinen Leuten: "Werft dem armen Teufel zwei Schweine über den Zaun!" Und es kamen über den Zaun zwei fette Schweine in den Hof des Wirtes geflogen. (Der Zaun steht noch heute.) So bezahlten die Räuber ihre Zeche.

Ein andermal hatte der Wirt den Zorn des Räuberhauptmanns auf sich geladen. Der Rózsa Sándor war schrecklich jähzornig. Der Wirt flüchtete vor seinem Zorn in den Lattenverschlag der Schenke und von hier in den Keller. Der Fokosch, den der Räuberhauptmann ihm nachgeworfen hatte, blieb in der Falltür stecken. Nach einiger Zeit war sein Zorn verraucht, und der Wirt durfte sich wieder vorwagen.

Von Bogschan aus richtete Rózsa Sándor Beutezüge gegen die umgebenden Dörfer, die kaiserlich gesinnt waren, nach Eserisch, Rafna, Moniom, Köllnick. Die Bewohner flüchteten in die Wälder, und die Betyaren kamen mit reicher Beute in ihr Lager zurück; sie trieben Schafe und Rinder vor sich her und brachten ganze Wagenladungen von Kupferkesseln mit sich. Manchmal verteilten die Räuber die Beute an die arme Bevölkerung. Beim Bauerngewebe, das sie verteilten, nahmen sie das Maß von einem Baum zum anderen.

Bei Moniom steht der Bersaubrücke gegenüber an der Landstraße ein altes Haus, das war früher das Wirtshaus zum Wilden Esel, in diesem Wirtshaus zechte der Rózsa Sándor.


Quelle: Rumänische Sagen und Sagen aus Rumänien, Herausgegeben und übersetzt von Felix Karlinger und Emanuel Turczynski, Berlin 1982, Seite 123