Die Rabendocken bei Goldberg [Złotoryja]

Vor alter Zeit stand in der Nähe von Goldberg, dort wo die Felsgruppe der Rabendocken drohend ins Land blickt, eine Burg. Der Besitzer derselben war ein böser, gottverlassener Mann, dessen Gedanken nur auf Raub und Mord gerichtet waren. Oft schaute er von dem hohen Wartturme ins Land hinaus, um zu erspähen, wo sich eine passende Gelegenheit fände, sein grausam Handwerk auszuüben. Dadurch erregte er den Grimm eines gewaltigen Zauberers. Als dieser den räuberischen Ritter auf hoher Burgzinne sah, verwandelte er ihn in Stein. Das ist die Felsgruppe der Rabendocken.

In der Christnacht nun öffnet sich seit jener Zeit in mitternächtlicher Stunde eine Pforte; diese gibt den Weg in das Innere der ehemaligen Burg frei. Unermeßliche Schätze liegen darin noch heute verborgen. Wer rechtzeitig in die Burg Einlaß sucht, kann diese Schätze heben. Er muß sich aber beeilen und darf in ihr nicht zu lange weilen. Denn um ein Uhr nach Mitternacht schließt sich das Tor. Hat er es zu dieser Stunde nicht hinter sich, so bleibt er zeitlebens in der Burg eingeschlossen und sieht nie mehr das Licht der Sonne wieder.


Quelle: Sagen aus Schlesien, Herausgegeben von Oskar Kobel, Nr. 1