Der Wettstein Marklissa [Leśna] und der Teufelsstein bei Sagan [Żagań]

Nicht weit von Marklissa, in der Gegend des Zangenberges, sieht man einen schön geäderten Quarzfelsen, der heißt der Wettstein, und die Marklissaer wissen auch warum.

Es ist einmal ein Prediger in Marklissa gewesen, ein sehr gelehrter und weitgereister Mann, der besonders von der Natur und ihren Geheimnissen mehr gewußt hat, als sich mit seinem heiligen Amte zu vertragen schien. Der hat auch den Teufel zitieren können und hat einmal mit ihm eine Wette gemacht: Der Böse sollte nämlich jenen Stein, den der Pastor in einem fernen Eande irgendwo gesehen hatte, während des Gottesdienstes herbeischaffen und vor Beendigung desselben vor die Kirchtüre setzen. Der Teufel hat's aber nicht gekonnt; denn als er mit dem Steine durch die Luft geflogen kam, hat er schon beim Zangenberge am Glockengeläute gehört, daß die Predigt zu Ende sei. Da hat er vor Ärger den Stein zur Erde geworfen.

Ein „Teufelsstein", der ebenfalls mit einer Wette in Verbindung steht, liegt bei Sagan. Bis vor wenigen Jahren lag in geringer Entfernung davon ein ganz ähnliches Felsstück, der „Hergottstein". Der Teufel habe mit Gott von den Hellbergen (bei Frey-stadt) aus um die Wette werfen wollen, sei aber um einige Meter zurückgeblieben und habe nun vor Ärger über sein Verlieren dem Steine mit seinem Pferdefuß einen kräftigen Tritt gegeben, dessen Spur noch jetzt zu sehen ist.


Quelle: Sagen aus Schlesien, Herausgegeben von Oskar Kobel, Nr. 24