Die Schwalbenmuttergottes

Unweit der Realschule in der Krottenbachstraße in Döbling stand bis vor wenigen Jahren unter überhängendem Buschwerk an steiler Böschung ein alter verwitterter Bildstock, zu dem die Döblinger ihre Bittgänge unternahmen. Manche nannten das Muttergottesbild die Schwalbenmuttergottes und erzählten dazu folgende Legende:

Zur Türkenzeit war da noch alles wüst und wild und Buschwerk überwucherte die Türkenschanze. Ein armes Weiblein suchte hier im Hochsommer nach Beeren. Plötzlich vernahm es den Hufschlag herankommender Reiter und voll Angst versteckte es sich unter einem dichten Gebüsch. Die Reiter - es waren tatsächlich Türken - hielten an, denn sie sahen wohl die Fußspuren und argwöhnten einen Hinterhalt; sie zogen ihre krummen Schwerter und spähten in das Dickicht. Der Frau stockte vor Angst das Herz im Leibe. Da hörte sie den einen sagen: "Da ist kein Mensch, denn die Schwalben fliegen ganz ruhig und vertraut herzu!" Das leuchtete den anderen ein und sie ritten weiter. Die Frau war gerettet.

Aus Dankbarkeit ließ sie später das Bildstöckl erbauen, das bald die Schwalbenmuttergottes genannt wurde.

Quelle: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien, herausgegeben von Gustav Gugitz, Wien 1952, Nr. 103, S. 161f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Anja Christina Hautzinger, April 2005.