Die Hausmutter und St. Florian im Himmelpfortkloster

Die Oberin des Klosters zur Himmelpforte, Barbara Pauboffer, fand, als man im Klostergebäude baute, ein Marienbild in einem abgelegenen Winkel, aber dermaßen schwarz und wüst aussehend, daß man sowohl das hohe Altertum desselben als auch Denkzeichen des Feuers, in dem es nicht ohne Wunderwerk erhalten worden sein muß, daran wahrnahm und das Bild von sich selbst Zeugnis darüber gab. Die würdige Frau, aus Andacht gegen die göttliche Mutter, befahl, das Gemälde zu säubern und auszubessern. Allein kaum hatte der Maler seine Arbeit verrichtet, so fiel die Farbe wieder ab, und es schien, die Muttergottes trage größeres Gefallen an dem Altertum und an der vorigen Schwärze, weil sie in den hohen Liedern zwar ihre Schönheit, jedoch aber auch ihre Schwärze selbst rühmt. Diese ungewöhnliche Sache setzte die Klosterfrauen in größte Verwunderung. Sie übertrugen das Bild in ihre Hauskapelle, setzten es auf einen Altar und erwählten es zur Hausmutter ihres Klosters. Und nicht vergeblich, denn diesem Gnadenbild schrieb man es zu, daß bei der Pest im Jahre 1679 in diesem Kloster niemand starb. Nach der Aufhebung des Klosters wurde das hochverehrte Bild in die Stephanskirche übertragen.

Ein anderer Schutzpatron des Klosters war der hl. Florian, dem man als Dank eine eigene Kapelle errichtet hatte. Als sich das Kloster einst in einer großen Feuersgefahr befand, da ließ sich der Heilige mit einem goldenen Harnisch bekleidet sehen und wehrte das Feuer ab.

Quelle: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien, herausgegeben von Gustav Gugitz, Wien 1952, Nr. 74, S. 91f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Anja Christina Hautzinger, Mai 2005.