Die wunderbare Mutter von Candia

Als im Jahre 1679 zur Pestzeit in Wien Don Kasimir Dembski, Pater der Barnabiten bei St. Michael, zum Troste der Erkrankten sich freiwillig der Gefahr der Ansteckung aussetzte, wurde auch er von dem Übel befallen und mit zwei Pestbeulen in das Lazarett gebracht. Sein Leben wurde in Gefahr erklärt, und so empfahl er sich einzig dem Schutze der Mutter Gottes, zu deren Bildnis von Candia er eine besondere Andacht hegte, und schlief darüber ein. Im Schlafe erschien ihm nun die Hl. Jungfrau von Candia in eben der Kleidung, wie sie auf dem Bilde von Candia zu sehen ist, samt dem hl. Sebastian und Rochus, die ihm die fünf Psalmen vorbeteten, deren jeder mit einem Buchstaben des Namens Maria beginnt und die ihr zum Lobe der seraphinische Hl. Lehrer Bonaventura zusammengetragen hatte. Der kranke Pater betete nach Möglichkeit mit, worauf die Erscheinung sprach: "Jetzt bist du gesund", und verschwand. Als Dembski erwachte, befand er sich frisch und gesund und die Giftbeulen waren verschwunden; dieses geschah den 7. September 1679.

Quelle: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien, herausgegeben von Gustav Gugitz, Wien 1952, Nr. 95, S. 111
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Anja Christina Hautzinger, April 2005.