Das Bärenkruzifix

In dem zum Bezirke Margarethen gehörigen Hause ,,zum braunen Bären" (Bräuhausgasse 22) befand sich lange Zeit ein lebensgroßes, prachtvoll geschnitztes Kruzifix, das sich jetzt in der Lazaristenkirche am Neubau befindet. Die Sage erzählt, daß in diesem Hause ein Kindlein in der Wiege geschlafen habe, als ein Bär, der seinem Treiber entkommen war, wütend hereingestürzt sei. Aber weit entfernt, dem Kindlein etwas zuleide zu tun, habe er dasselbe beschnüffelt, ihm die Händchen beleckt und sich dann wieder ruhig entfernt. Man schrieb dies dem Schutze dieses gekreuzigten Heilands zu, und die Familie bewahrte das Kruzifix als kostbaren Schatz, bis es endlich von den letzten Besitzern (Familie Berger und Schäfer) der Lazaristenkirche gewidmet wurde.

Quelle: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien, herausgegeben von Gustav Gugitz, Wien 1952, Nr. 84, S. 101f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Anja Christina Hautzinger, Mai 2005.