Der Sieveringer Sagenkreis um Karl und Agnes

XIV. [Version]

Einst wandelten zwei lebensfrohe Studenten zum Brünnlein hinauf und ein dritter schritt nachdenklich hinter ihnen her. Da begegnete ihnen ein Bursche, der einen Krug mit Wasser auf den Schultern trug, und sagte zu den beiden ersten:

"Ihr geht gewiß zum Brünnlein, um Nummern zu sehen?"

"Was geht's dich an?" polterten die Studenten und zogen weiter.

Dasselbe fragte der Bursche den dritten, der in einiger Entfernung traurig folgte.

"Ich möchte wohl", sagte er, "wenn das Glück mir günstig wäre."

Darauf setzte der Bursche seinen Krug ab, ließ den Studenten hineinsehen und sagte:

"Setze die Nummern, die du hier siehst."

Der Student tat es und gewann eine große Summe. Jener Bursche war niemand anderer als Karl, der das Glück derer gründet, denen er gewogen ist.


Quelle: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien, herausgegeben von Gustav Gugitz, Wien 1952, Nr. 6, S. 17f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Anja Christina Hautzinger, April 2005.