Agnes von Österreich

Diese Fürstin war eine Tochter Kaiser Albrechts I. und die Gemahlin des Königs Andreas von Ungarn, nach dessen Tode sie von den Ungarn gefangen genommen und übel gehalten wurde. Ihr Vater, der ein Heer nach Ungarn schickte und Preßburg belagerte, befreite sie.

Als er in der Schweiz durch Johann Parricida und seine Mitverschwornen den 1. Mai 1308 auf eine grausame Weise ermordet worden war, begab Agnes sich hin zur Stätte, wo er gefallen, weniger, ihn zu betrauern, als zu rächen. Ihr Schmerz und Zorn kannte keine Grenzen und verschonte selbst die Verwandten derer nicht, welche ihren Vater getötet hatten.

Ihre Mutter stiftete auf dem Ackerfelde, dessen rauhe Scholle Alberts Sterbelager war, ein Kloster, das sie Königsfelden hieß. Der Hochaltar der Kirche kam genau auf dem Erdfleck zu stehen, worauf ihr Vater gestorben war. Zu seinem Bau wurden die eingezogenen Güter der Schuldigen sowie ihrer unschuldigen Verwandten verwendet, und die Königin Agnes, obgleich noch in der Blüte ihrer Jugend, bezog es, sich den strengsten Andachtsübungen unterwerfend und ihr Leben innerhalb seiner Mauern nach einem 60jährigen Aufenthalte darin beschließend, nachdem sie ihren ganzen, aus Ungarn mitgebrachten Schatz der Ausstattung desselben gewidmet hatte. Sie starb 1364 in ihrem vierundachtzigsten Jahre.

Quelle: Realis (=Gerhard Cockelberghe-Duetzele), Geschichten, Sagen und Merkwürdigkeiten aus Wiens Vorzeit, Wien 1846, S. 27