DER HALDENBOCK IM DORNENZAUN

Wo heute die Haldengasse ist, war früher ein Dornenzaun, in dem der Haldenbock geisterte. Vor vielen, vielen Jahren gingen zwei Mühlebacher an einem Sonntagmorgen ins Ebnit und kamen erst beim Zunachten wieder heim. Als sie nach der gedeckten Brücke zur Haldengasse kamen, hörten sie einen wunderbaren Gesang, der schnell näher kam. Zuerst glaubten die Beiden, es käme eine lustige Gesellschaft aus dem Haslach, aber mit einem Male ging der Gesang in ein wüstes Gröhlen über, das aus dem Dornenzaun kam. Zuerst erschraken die beiden Männer, doch dann erbosten sie sich über den Heidenspektakel, hoben Steine auf und warfen sie in den Dornenzaun. Als das Geschrei nicht verstummen wollte, nahmen sie ihre Regendächer und schlugen damit solange auf das Gestrüpp ein, bis die Dächer in Fetzen hingen und ihre Hände voll Blut und Schrammen waren. Den Lärm aber brachten sie nicht zum verstummen.


Quelle: Walter Weinzierl, Sagen aus Dornbirn, Dornbirn 1968, S. 18