Das Nachtvolk will freien Weg

In Satteins fuhr das Nachtvolk neben der Bergruine Schwarzhorn durch die Hollagasse herab unter herrlicher Musik, unter Saitenspiel und Pfeifenklang, Trommel- und Paukenschlag; sehen konnte man aber nichts als nur einen Wind. Im Dorfe herunten zog es neben Sepples Haus — es steht dasselbe an einer Kreuzgasse — vorbei. Neben Sepples Haus war ein großer Misthaufen, und wenn das Nachtvolk durch die Gasse herabkam und in gerader Linie weiter wollte, so mußte es über diesen Misthaufen ziehen. Da ging das Sepple und schrotete ein Stück von dem großen Misthaufen fort, damit das Nachtvolk einen besseren Weg bekäme.

Über Frastanz auf dem Kläslefeld hatte dieses nächtliche Volk seinen Zug in dem daselbst einsam stehenden Hause durch den Hausgang.

Man mußte deshalb bei Nachtzeit immer die Haus- und die Hintertüte offen lassen, um ihnen den gewohnten Weg nicht zu versperren. Riegelte man aus Vergessenheit die Türen, so machten die späten fremden Ankömmlinge einen solchen Lärm und ein solches Getöse, daß kein Hausinsasse mehr schlafen konnte.

Aus Vonbuns Sagen

Quelle: Vom alten Glauben, Sagen aus dem Kreis Dornbirn, Walter Weinzierl u. Theo Bildstein, Dornbirn 1944, S. 8f