Das Nachtvolk bestraft die Neugier II.

Einmal ging ein Göfner Bursche nachts von Rankweil allein durch die Felder heim. Wie er zum Tufner-Kreuzweg kam, hört er auf einmal grausig lüften und rauschen und dann geht ein Gespiel und eine Dudlerei los, daß er nur staunen kann und stehen bleibt und lost. Im Augenblick ist er schon mitten drin in dem Gesaus und hört rufen: „Da ist ein fauler Stock! Wir wollen grad die Säule in ihn stecken!" Und weg war das Nachtvolk.

Den Burschen schmerzte es sehr in der Achsel, und wie er nach ihr griff, stak eine richtige Säule in ihr, die er nicht mehr herausbrachte. Da riet ihm ein altes Weib, er solle übers Jahr am gleichen Tag und an der gleichen Stelle warten, bis das Nachtvolk wieder komme, vielleicht werde ihm so geholfen.

Er folgte dem Rat, und wie er das Nachtvolk herfahren hörte, legte er sich schnell au! den Boden und hörte sagen: „Da haben wir noch die Säule in dem faulen Stock stecken. Wir wollen sie mitnehmen!" Und richtig nahmen sie die Säule mit.

Das Nachtvolk fährt einen Schuh hoch über dem Boden. Man muß sich schnell der Länge nach mit dem Gesicht auf den Boden legen, dann kann es einem nichts anhaben. Die alten Leute haben das schon immer gewußt, aber die Jungen glauben nichts, bis sie es glauben müssen.
Göfis

Quelle: Vom alten Glauben, Sagen aus dem Kreis Dornbirn, Walter Weinzierl u. Theo Bildstein, Dornbirn 1944, S. 11f