Der Butz auf Gamp

Hoch über der Nenzinger Ortschaft Latz liegt die schöne Alpe Gamp, von der man einen herrlichen Fernblick über Blumenegg und den ganzen inneren Walgau hat.

In der Sennhütte von Gamp war vor langer Zeit ein Butz. Sennen, Alpmeister, Jäger und Schwärzer sahen ihn als einen alten Mann auf dem Schottentrog hocken. Der Butz habe bei Lebzeiten den Sennkessel aus Gamp gestohlen, den man nach der Abfahrt im Herbst an einer verborgenen Stelle vergraben hatte. Die Alpleute fürchteten sich vor dem unheimlichen Geist und baten einen frommen, mutigen Kapuziner, er möge ihn aus der Sennhütte entfernen. Der Pater kam zu Hilfe; das war aber eine schwere Arbeit. Der Butz wehrte sich und wollte dem Kapuziner mit einer Axt den Kopf spalten. Doch furchtlos trat ihm der Pater entgegen und erklärte, jetzt müsse er (der Butz) zur Strafe durch das Loch unter der Türschwelle hinausschliefen, wo sonst das Spülwasser abrann. Stundenlang beschwor der Kapuziner den Geist mit Gebet und Weihwasser. Die Zuschauer sahen nur, wie dem Pater der Schweiß über Stirn und Wange rann. Endlich gewann der Priester die Oberhand; der Butz wurde allmählich kleiner und kleiner und zwängte sich schließlich durch das Loch unter der Türschwelle ins Freie.

Quelle: Feierabend, 20. Jg. (1938), 15. Folge, S. 174, zit. nach Sagen aus Vorarlberg, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 8156f