Eine Hexe will Gewitter machen

In Kappelefeld zu Lustenau war vor langer Zeit eine böse Hexe. Sie wollte einmal in der Gegend, wo das Muttergotteskappele (Kapellchen) steht, ein großes Donnerwetter heraufbeschwören. Mit ihrer Teufels- und Hexenkunst war's ihr auch beinahe gelungen. Das Wetter hatte sich schon zusammengezogen, so schwarz, daß, wenn's losgebrochen wäre, gewiß alle Feldsaaten in Grund und Boden hineingeschlagen worden wären. Doch zur rechten Zeit fangen die zwei geweihten Glöckle im Muttergotteskappele von selber zu läuten an. Jetzt ist's mit der Hexe aus gewesen und ihrer ganzen Kunst. „Das Wetter hat sich verzogen“, sagte nachher die Hexe, „weil mir zwei Hündle zu früh gebellt haben.“ Unter diesen „zwei Hündle“ verstand sie die zwei Glöckchen in der Kapelle, deren Tönen das dortige Landvolk

Quelle: Theodor Vernaleken, Alpensagen, Wien 1858, S. 131, zit. nach Sagen aus Vorarlberg, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 14