Wie das Kloster Valduna von feindlichem Ueberfall bewahrt blieb

Der Schwabenkrieg des Jahres 1499 brachte für unser Heimatland schwere Gefahr. Schon vor der für uns unglücklich verlaufenen Schlacht bei Frastanz unternahm der schweizerische Rottenführer Ullrich von Hohensax umherschwärmend Streif- und Beutezüge in der Gegend. Auch auf das Klarissenkloster Valduna hatte er es abgesehen und war für den ersten Kastensonntag dessen Ueberrumpelung und Ausplünderung geplant. Wie diese schlimme Absicht schließlich aber doch vereitelt wurde, das hat die Klosterchronistin geschildert und war der Hergang ihrem Berichte zufolge also:

Am genannten Sonntag nachmittags sind die Schweizer vor das Gotteshaus gekommen. Die Aebtissin mit dem ganzen Konvent ist dem Feind entgegengegangen und ließ die Pforte öffnen. Die Priorin trug ein großes Kruzifix und machte mit ihm das Kreuz gegen den Feind. Da sah auf einmal der Anführer der Rotte, daß sich der Heiland vom Kreuze löste, den rechten Arm gegen ihn, den Obrist, und seine Schar erhob und ihnen Frieden gebot. Auf das hin bedeutete der Obrist dem Kriegsvolk, den Frauen ja kein Leid zuzufügen; er sehe den lebendigen blutigen Gott am Kreuz in drohender Haltung gegen ihn. And dann verkündigte er, die Frauen sollten die Pforte nur wieder schließen, es solle ihnen kein Leid geschehen. - So blieb das Kloster durch Gottes wunderbaren Schuh verschont. Zum ewigen Gedenken hieran sangen die Nonnen alljährlich am ersten Fastensonntag zur Nonzeit - nachmittags um 3 Uhr - den Hymnus "Vexilla Regis" vor diesem Kruzifix in ihrem Thor. - Dieses wunderbare Kreuz kam nach der Aufhebung des Kloster - 1782 - in die Pfarrkirche St. Peter in Rankweil, wo jetzt noch an der Wand des Presbyteriums zu sehen ist.


Quelle: Andres Ulmer, in: Rund um Vorarlberger Gotteshäuser, Heimatbilder aus Geschichte, Legende, Kunst und Brauchtum, Bregenz 1936, S. 20