Der Holzfäller

In Koblach lebte ein alter Mann einschicht [alleine] in einem Hause. Diesem hatte es als Holzlos [Holz zum Fällen, Brennholz] eine Tanne getroffen, die ganz vorne am felsigen Abgrund des Kummenberges stand. In der Nacht, ehe er sie fällen wollte, träumte ihm, er arbeite mit der Axt im Walde und ein Baum schlage ihn in den Abgrund. Darob überkam ihn ein Grauen, und er ging am frühen Morgen zu seinem Nachbarn, einem jungen starken Manne, und sagte: „Ich weiß nicht, was mir heute geschieht! „, und er erzählte seinen Traum. Der junge Mann lachte ob seiner abergläubischen Angst, "wollte ihm aber gefällig sein und erbot sich, ihm zu helfen: „Wir werden den Baum schon packen, du wirst sehen, es geht gut ab!“ Also gingen sie mitsammen in den Wald. Am Platze angekommen, wo die Tanne stand, richteten sie alles vorsichtig zu, um sie zu fällen: Als aber die beiden gerade sagten: „So kann kein Unglück geschehen!“ - sauste von weiter oben am Berge, wo andere Bauern am Holzschlagen waren, eine Tanne herab und gerade auf den alten Mann zu und riß ihn in den tiefen Abgrund.

Sein junger Gefährte blieb heil und gesund, und die Tanne streifte ihn nicht einmal, obwohl er hart neben dem Alten stand.

Quelle: Anna Hensler, 1934, S. 118, Nr. 6 [?], zit. nach Sagen aus Vorarlberg, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 29f1