Die Glocken von Klaus

I.

Unter dem Geläute, welches die Klauser während des Weltkrieges ablieferten, waren, - wie das Volk mit Bedauern erzählt, - zwei köstliche Glocken.

Die eine war fast ganz aus Silber, soviel desselben hatten die Weiber an der Klaus zum Gusse gesammelt, harte, klingende Kreuztaler zumeist, daß sie es in den Schürzen zusammentragen mußten.

Die andere Glocke war besonders gegen Gewitter gewiehen [geweiht] und Spruch und Zeichen von mächtiger Kraft waren auf ihr, Bildwerk von Kräutern, die den Donner verscheuchen und den zündenden Strahl.

Darum wichen auch die Wetter, sobald diese Glocke zu läuten anhub. Allem unholden Spuk und Graus war sie verhasst; ein Segen war sie für alles Land weitum.

II.

Wos bim-a wilda Wetter amol gad fürchtig toa und gsträtzt hät, ist an Ma bim Sulner Hoadatorkel unterstanda. As ist zwor an verrüafta'n Ort gsi, aber as hat jo dunderet und bachlat, daß ar si gli bim broata Vordach a d'Wand druckt hät. Wia'n-er so dürt stoht und zu da Wingata-n-a d' Halda-n-uffe luagat und denkt: Wie würd's o morn dürt domm ussächa? Ma würd hür im Hirbst wohl bald gwimmlat ha; - hört er, wie's im Torggel dinn tuschlat und zischlat uf uhoamliga Wis, daß-en gad gschuderat hät. Derwil hat es z' Sulz und z' Röthis agfanga Weattarlüta, und bald hond o vo da Berga-n-acha und vom Rhi uffa d' Glocka tönt. Aber erst wo dia vo Klus igsetzt hät mit da-n-alta Weatter-zoacha, häts Weattar nochlo. Im Torggel dinn häts aber wüetig ufgschreit vor Zorn: „Dasmol hetten mer a Weatter kocht gha, daß sie noch lang dra denkt hetten, wenn nit der alt Klushund bellat hett und 's Moaniger Mäuele!" - Do hat der Ma gwißt, was das Tuschla vorig gsi ist: D' Hexa hond bim Weatterkocha ihre Spruch gmacht. Jetzt hät er vo da Hexa selb gwißt, daß bloß d' Glocka vo Klus und vo Moaniga Gwalt über wilde Weatterer hond, aber ko-n-andere.

Quelle: Anna Hensler, in: Rund um Vorarlberger Gotteshäuser, Heimatbilder aus Geschichte, Legende, Kunst und Brauchtum, Bregenz 1936, S. 13