DER BRENNER

Wenn man nachts durchs Ried fährt, sieht man in der sumpfigen Ebene kleine Lichter hin und her wandern, die die Gelehrten Irrlichter nennen. Unser Volk aber redet von Brennern. Es sind arme Seelen, die noch nicht zur Ruhe gekommen sind und in dieser Gestalt wandeln müssen. Verbannt aus der Nähe der Menschen, die sie offenbar fliehen, sobald sie sich ihnen nähern, haben sie im nebelfeuchten Riedlande einen traurigen Aufenthalt. Gewöhnlich dauert die Strafe eines Irrlichtes nicht allzu lange. Wenn man mehrere Jahre lang an der gleichen Stelle einen Brenner gesehen hat, so bleibt er auf einmal aus und erscheint nicht mehr. Der liebe Gott hat ihn eingehen lassen zur ewigen Ruhe. Auch durch Gebet kann man einen Brenner erlösen. Die Leute sagen dann, man hat ihn "weggebetet".


Quelle: Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen aus Liechtenstein, Franz Josef Vonbun, Nr. 67, Seite 83