FRAU ROSA

Unter Mädchen von Schruns im Montavon ist das Spiel von der Frau Rosa Brauch. Eins der Mädchen, das Frau Rosa ist, sitzt am Boden; ihm auf den Schoß setzen sich eines über das andere die Mitspielenden bis auf das letzte, sagen wir: das Amreile. Das Amreile geht um die Reihen der sitzenden Kinder herum und auf sein Fragen gibt das oberste Kind Antwort. Rede und Antwort geschieht in diesen Worten:


"Wo ischt d'Frau Rosa ?"
"Dehinna dra."
"Was hot sie a ?"
"Wieß und schwarzi Krüsele"


(oder Röllele). Dann geht das Amreile auf Frau Rosa zu und verlangt, daß sie ihm ein Kind gebe. Zuerst weigert sich Frau Rosa. Die Bittstellerin aber verspricht, das Kind, in Baumwolle zierlich eingewickelt oder in einer Schachtel von Gold und Silber wohl verpackt, zehnspännig in den Himmel zu führen. Darauf willigt Frau Rosa ein. Die Bittstellerin trägt das erhaltene Kind auf die Seite, kommt dann wieder zu Frau Rosa und begehrt ein anderes Kind. Sind alle Kinder abgeholt, so kommt Amreile zum letztenmal zu Frau Rosa und ladet sie zu den Kindern auf Mittag. Frau Rosa folgt der Einladung und erhebt sich vom Boden. Aber wie sie sich der Kinderschar nähert, so fährt diese unter Hundegebell und unter den Gebärden des Zerreißens über sie los.

Quelle: Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen aus Liechtenstein, Franz Josef Vonbun, Nr. 172, Seite 137