Die treulose Magd

Der letzte Inhaber der Burg [Ruggburg] ist durch Verrat umgekommen. Er pflegte sich stets nach dem Mittagessen an der Sonnenseite der Burg zu sonnen. Es war einst während einer feindlichen Belagerung. Eine seiner Mägde hatte schon zuvor mit dem Feind verräterische Beziehungen gepflogen und machte nun mit ihm aus, sie würde über dem Fenster des Zimmers, wo der Herr um jene Zeit sich zu sonnen pflege, ein weißes Tuch an einem Stecken befestigen; auf dieses Fenster solle man dann zielen; so könne man den Burgherrn erschießen. Und so geschah es auch; aber der Schuß verfehlte sein Ziel, und nur ein Stein fiel in das Gemach herab. Die Magd drang nun in dasselbe ein, um zu sehen, ob ihr gemeinsames Werk Erfolg gehabt habe. Der Burgherr aber durchschaute seine treulose Magd und schlug sie unter die Tür. Schließlich aber sei er doch selbst noch vom Feind erschlagen worden.

Quelle: Andreas Ulmer, Die Burgen und Edelsitze Vorarlbergs und Liechtensteins, Dornbirn 1925-1931 , S. 343, zit. nach Sagen aus Vorarlberg, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 101