Der Ruf bei Unter-Ganda

Wo sich der Schellenberg zum Tostner Ried hinabneigt, heißt eine Flur „Unter-Ganda", und dieser Name erzählt, daß dort einst eine wüste, steinige Ganda war, ein Ort, den ein Murbruch verschüttete.

Tatsächlich weiß der Volksmund von einer Stadt zu berichten, die vor längst entschwundener Zeit daselbst gestanden. Die Einwohner lebten schlecht, und zur Strafe ging sie unter. Am Tage, bevor das Schreckliche geschah, hörte man in den Lüften den Ruf:

"Wer nit will untergo,
söll uff-a Büchl zu Sankt Michl ko!"

Alle, welche dem Rufe folgten und über das Ried zur alten Tisner Kirche flohen, die St. Michael, dem mächtigen Erzengel, geweiht ist, waren gerettet. Die anderen aber gingen mit der Stadt zugrunde.

Quelle: Anna Hensler, in: Rund um Vorarlberger Gotteshäuser, Heimatbilder aus Geschichte, Legende, Kunst und Brauchtum, Bregenz 1936, S. 10