Der Hexentanz auf Winterstauden

Ein im inneren Bregenzerwalde bekannter Hexenplatz ist die von Bezau ungefähr drei Stunden entfernte, nach Osten gelegene Winterstaude. Ihre höchste Spitze hat von der Ferne gesehen Ähnlichkeit mit der halben Sichel des Mondes. Auf dieser Höhe sollen die Hexen in gewissen Nächten ihre Zusammenkünfte halten. Mir selbst erzählte oft ein Schulkamerad, seine Großmutter, ein krummnäsiges, spitzkinniges, hänglippiges, schiefzähniges, rauhfingriges Weib, vor dem jedermann im Dorfe eine gewisse Scheu hegte, fahre fast jeden Abend auf einem Besenstiel mit den Worten: „Oben hinaus und nirgends an“ zum Kamin hinaus und reite auf die Winterstaude hinauf. Daselbst kommen dann alle Hexen aus der ganzen Gegend zusammen und führen allerlei ungebührliche Tänze auf und jauchzen und essen und trinken.

Quelle: Josef Elsensohn, Sagen und Volksglauben im inneren Bregenzerwald, in: Progr. Gymnasium in Teschen, Teschen 1866, S. 23, zit. nach Sagen aus Vorarlberg, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 13