Das Muotas-Heer

In gewissen heiligen Nächten, besonders von Weihnachten bis Heilige Dreikönig, vernimmt man in den Lüften bisweilen eine bezaubernde Musik, meistens aber einen grauenerregenden Lärm, der von den Berghöhen sich ins Tal herabzieht und dann wieder die Richtung nach den Gebirgen und Töblern einschlägt. Man glaubt, daß es durch die Lüfte reitende, böse Geister und Hexen sind, die dieses Gesaus und Gebraus auf ihrer nächtlichen Fahrt verursachen. Bloß Sonntagskinder können etwas von ihren Gestalten wahrnehmen, die anderen Menschen sind nur auf das Hören angewiesen. Wer bei dem Erscheinen dieser bösen Geister auf dem Wege oder im Felde ist, soll das Kreuz machen, ihnen ausweichen, und sie ruhig vorüberziehen lassen, zu Hause aber die Haus- und Stalltüren sorgsam verschließen; denn wo sie hineinkommen, bringen sie sowohl den Menschen als besonders den Haustieren Krankheiten und andere Übel.

Quelle: Josef Elsensohn, Sagen und Volksglauben im inneren Bregenzerwald, in: Progr. Gymnasium in Teschen, Teschen 1866, S. 6f, zit. nach Sagen aus Vorarlberg, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 218