Der Fremdler zeigt seinen Tod an

Meine Urgroßmutter, die im Jahre 1811 in Bizau geboren wurde, erzählte, daß ihr Bruder alljährlich als Maurer im Frühjahr ins Elsaß reiste, wie es damals Brauch war, um dort für den Winter Geld zu verdienen. Als eines Tages die Urgroßmutter im Keller die Käse salzte, hörte sie über sich auf dem Stubenboden schwere Tritte, obwohl sie allein zu Hause war. Sie ging aus dem Keller in die Stube, um nachzusehen, wer da sei. Es war aber kein Mensch zu sehen. Sie dachte, was doch das gewesen sei. Einige Wochen später kam dann die Nachricht, daß ihr Bruder gestorben sei, und zwar fand sie nach der Zeitangabe des Todes, daß er an demselben Tage und zu derselben Stünde gestorben sei, in der sie die Schritte in der Stube hörte. Sie glaubte darum fest, daß sich ihr Bruder nach seinem Hinscheiden in der Heimat erzeigt habe.

Quelle: Franz Xaver Wölfle, Sagen von Bizau, in: Montfort I (1946), S.290f, zit. nach Sagen aus Vorarlberg, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 42f