Die Ahnung

Geht man vom Schwarzenberger Bahnhof auf der Straße nach Bezau weiter, sieht man an den Hängen unterhalb des Klausberg-Felsens einen nach unten sich verbreiternden Streifen Wald, der fast aus lauter Tannen besteht. Einwärts und auswärts davon besteht der Wald aus einem Gemisch von Ahornen, Buchen und Tannen. Dieser Waldstreifen hat eine eigene Vorgeschichte.

Vor gut hundert Jahren befand sich dort unten am Hang eine Stiogla (Stiegein)-Vorsäßhütte, die einer Familie aus Schwarzenberg gehörte. Die Leute hielten, wie es sich gehört, gute Nachbarschaft mit den Leuten in der nächsten Vorsäßhütte gegen Holzstuo (Holzstein) zu. So gingen sie eines Tages abends dahin zu Stubat. Man redete nach Brauch von diesem und jenem, vom Wetter und von Leuten und vom Heimziehen.

Nun fiel dieses gerade in ein Jahr, an dem das Fest Maria Himmelfahrt und ein Sonntag zusammenkamen. Da sagte die Frau, die gerade auf Besuch war, "jetzt kommen zwei Feiertage, mir ist immer, wir sollten noch vorher heimziehen". Darauf sagte der Mann der Hinteren Stiegein bestimmten Tones: "Wenn das so ist, dann zieht man vor den Feiertagen heim." Der Rat entschied, sie zogen noch vor den Feiertagen heim.

Wäre das nicht geschehen, so hätten sie nicht mehr heimziehen müssen, denn während dieser zwei Tage brach an der Felswand oberhalb der Hütte ein großes Stück ab und nahm im Sturz immer mehr Tannen mit und begrub die Hütte unter Steinen. Bei näherem Zusehen gewährt man heute an der Stelle, wo sie stand, eine leichte Anschwellung des mit Tannen bewachsenen Grundes.

Quelle: F.M.Willam, freundliche Zusendung von Franz Elsensohn Juni 2003