DIE SCHLACHT BEI FRASTANZ

Es war am 20. April des Jahres 1499, als in Frastanz eine Hauptschlacht geschlagen wurde zwischen den schweizerischen Eidgenossen und dem schwäbisch-kaiserlichen Heere. Dies war teils auf dem Lanzengast, einem Schenkel des Rojaberges, teils in der Ebene zu Frastanz gelagert. Die schweizerischen Eidgenossen teilten ihr Heer in zwei Abteilungen; während die eine von der Vaduzer Straße aus direkt gegen den Feind vorrückte, die Höhe am Lanzengast eroberte und die dortige Mannschaft, der stählerne Haufe genannt, aufs schwäbische Hauptheer in der Ebene zurücktrieb, wurde die andere aus zweitausend Mann bestehende Abteilung von Ulrich Mariß, einem geldgierigen Bauern aus Schaan, um bedungenen Lohn auf geheimen Bergpfaden bis auf Amerlügen in die linke ganz sicher geglaubte Flanke des Feindes geführt, was den Sieg der Eidgenossen entschied.

Die Sage erzählt, daß ein Hirtenknabe auf Amerlügen die heranziehenden zweitausend Schweizer bemerkte. Um seinen Landsleuten auf dem Lanzengast und der Frastanzer Ebene ein Zeichen zu geben, blies er solange mit aller Kraft in sein Horn, bis er atemlos zur Erde sank. Weiter berichtet die Sage, man habe dem Verräter den bedungenen Lohn ausbezahlt, aber auf dem Steg über die Ill zwischen Frastanz und Gävis so viele Spieße, Büchsen und Rüstungen auf ihn gehäuft, daß er darunter ersticken mußte. - Auch die Weiber von Gävis sollen an der Schlacht männlichen Anteil genommen und sich das noch jetzt bestehende Recht erworben haben, das Rosenkranzgebet in der Kirche anfangen zu dürfen, was sonst überall von den Männern geschieht.

Jene Schlacht bei Frastanz ist wohl die blutigste, die auf vorarlbergischem Boden geschlagen wurde. An sie erinnert eine Kapelle an der Straße nach Frastanz, unter deren Vordach ein Schlachtschwert und eine Hellebarde aufbewahrt werden. Noch in unseren Tagen wird am dritten Tag der Bittwoche bei Einsegnung der Felder dort ein Gebet für die Gefallenen verrichtet.


Quelle: Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen aus Liechtenstein, Franz Josef Vonbun, Nr. 99, Seite 101