496. Der Totenbühel im Silbertal

Den Namen Totenbühel führt eine erhöhte Flur, die ungefähr halbwegs zwischen dem innern Bartlomesberg und dem Kristberg liegt. Auf dem Totenbühel stand seit alten Zeiten ein Haus, das vor etwa dreißig Jahren einem neuen weichen mußte. Oberhalb des Hauses liegt eine Kapelle. Ungefähr 150 Schritte vor dem Haus zweigt der schmale Weg, der zum Weiler Buchen leitet, vom Kristberger Weg ab. Kristberg und Buchen wurden mit Silbertal schon vor 1420 von der Pfarre Bartlomesberg getrennt, sicherlich der großen Entfernung und der Rauhheit und Gefährlichkeit des Weges halber, besonders im Winter. Ein tüchtiger Fußgänger braucht von Buchen bis zur Pfarrkirche am Berg vielleicht dritthalb Stunden.

Zur Zeit, als Silbertal und Buchen noch zum Berg gehörten, mußten auch die Toten dort bestattet werden. Ein Leichenzug brauchte aber wohl dritthalb bis vier Stunden, um die Strecke von Buchen bis zur Pfarrkirche zurückzulegen. Deshalb soll man die Leichen wenigstens an den kurzen Tagen des strengen Winters schon am Vorabend der Bestattung bis zum Totenbühel gebracht und dort übernachtet haben. Im Sommer hielt man mit den Leichen mindestens eine kurze Rast. Daher soll der Name rühren. Es wird auch erzählt, man habe auf dem Totenbühel die Leichen im Schnee vergraben, wenn dieser so tief war, daß man mit ihnen nicht nach Bartlomesberg gelangen konnte. Andere meinen, der Name Totenbühel erinnere daran, daß man in den Töblern jener sehr steilen Gegend einmal eine Leiche vertrölt habe. Einige wollen wissen, es sei dort ein Haufen Leute begraben worden. Ein Bauer endlich gab die Erklärung, es sei an der Stelle ein totes Bergwerk gewesen, das keine Ausbeute gab. Ein solches nenne man im Erzgebirge einen "tauben Bühel".

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 496, S. 271f