204. Der Rheintalsee

Das ganze Rheintal, erzählt die Sage, war früher ein einziger See, der dann immer kleiner wurde, bis er zuletzt nur noch das Gebiet des Bodensees umfaßte, wie er jetzt ist. Die alten Leute sagten, daß vor Zeiten am Götzner Kobel oben noch die Ringe zu sehen gewesen seien, an die man damals beim Landen die Schiffe gebunden habe. Heute ist jede Spur davon verschwunden. Vom Kobel wurde ja viel weggesprengt seit jener Zeit.

Als das Tal eintrocknete, floß nicht einmal der Rhein durch die Ebene; er strömte damals noch dem Walensee zu und erst die Montforter Grafen kauften ihn von der Schweiz herab, was aber viel Schaden brachte. Als darum vor nicht gar langer Zeit von der oberen Schweiz eine Schuldforderung kam, daß wir noch etwa vierhundert Gulden für den Rhein zu zahlen hätten, waren die Gemeindeväter unter dem „Ammapeter" in arger Verlegenheit. Der „Ammapeter" aber wußte Rat und schickte den Schweizern Nachricht, sie könnten den Rhein wieder haben, bezahlt werde nichts, er habe schon genug Elend verursacht.


Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 204, S. 124