235. Das Nachtvolk beim Batzahüsle

Das Nachtvolk fährt einen Schuh hoch über dem Boden daher, darum muß man genot der Länge nach mit dem Gesicht auf die Erde hinliegen, dann kann einem nichts anhin.

Da ist von Meiningen her ein Rankweiler die Nacht allein auf weitem Feld heimzu. Auf einmal hört er am Kreuzweg beim Batzahüsle ein grausiges Lüften und Rauschen und dann geht eine Dudlete los und ein Gespiel, daß er nur staunen kann und stehen bleibt und losnet. Aber im Augenblick ist er schon mitten unter dem Gesäus drin gewesen und hört sie sagen: „Da ist ein fauler Stock, wir wollen grad die Sühle (Ahle) hineinstecken!" Und es ist weitergerauscht. Der Mann hat es wie Sehr (Schmerz) an der Achsel gemerkt und als er hingriff, ist tief drin eine gehörige Suhle gewesen. Niemand hat sie herausziehen können. Da ratet ihm einer, er solle übers Jahr am gleichen Tag und an der gleichen Stelle warten, bis das Nachtvolk wiederkäme und dann weidlich auf den Boden liegen; vielleicht werde ihm geholfen. Er folgt und paßt, und wie sie kommen, hört er sie sagen: „Da haben wir eine Sühle in den faulen Stock gesteckt, wir wollen sie grad mitnehmen!" Und sie haben die Sühle richtig herausgezogen.


Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 235, S. 138