554. Die Fenkenmagd

Ein Holzmann fand einmal im Wald ein Meiggi, es war eine Fenkin, die weinte zum Erbarmen. Da nahm der Mann sie mit heraus und hatte sie lange, lange zur Magd, aber nie sah er sie lachen und nie nannte sie ihm ihren Namen oder sagte, woher sie sei. Eines abends ging sie die Geißen melken. Da erzählte ihr der Hirt, er habe in einem Loch drinnen eine Stimme rufen gehört: „Sag' mir zur Lochringla, der Muggastutz sei tot." Kaum hatte er es ausgesprochen, so stellte die Magd ihr Geißeimerchen hin, lief jauchzend davon den Berg hinauf und man sah sie nie mehr. — Es hat immer geheißen, in dem Loche, von dem der Hirt sprach, seien Fenken und oft ist auf einem Strunk vor dem Loch hockend ein schwarzes Männle gesehen worden.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 554, S. 295