589. Farnblust

Es hat noch niemand die Farne blühen sehen, denn sie tun es nur in der Mitternachtsstunde von Unserfrauentag. Wer sich dann solche Blüten holt, dem leisten sie gute Dienste; er kann sich damit auch unsichtbar machen.

Dies hätte einmal einem Schelm nicht übel gefaIlen und tief in der Maria-Himmelfahrtsnacht ging er in den Wald und woIlte Farnblust holen. Er brachte aber keine heim und sagte zu seinem Weibe, es seien so viele Leute zu den Farnkräutern gekommen, wie er in seinem Leben nur gesehen habe, wenn man Sonntags in die Kirche ginge, und aIle hätten auch Farnblust gesucht.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 589, S. 310