87. Die drei Jungfern

Es hören gerne Leute Geistergeschichten, die sie gar nicht glauben. Der Jäger Schneider ist letztes Jahr hier in D. bei seiner Tochter gestorben, der tagelang selbsterlebte Geschichten erzählen hätte können. Dieses alles erzählte mir die Tochter. In Mellau hat er einmal draußen bei einem Heustall auf Füchse gepaßt und sehr oft solche geschossen. Vielmal sei so eine großer Fuchs gekommen, und wenn er auf den zielte, habe es ihm das Gewehr aus der Hand geworfen. Endlich ist es ihm doch einmal gelungen, den Fuchs zu treffen, aber nur so, daß das Tier noch die Flucht ergreifen konnte. Der Fuchs sprang davon, dann kam ein Wasser, ein Bach mit großen Steinen darin, wo man darüber konnte. Der Jäger ging dem Fuchs nach, ober dem Bach war ein Häusle und drei Jungfern drin, aber noch nicht sehr alte, die jüngste davon war dreißig. Der Fuchs verschwand bei dem Häusle.

Am andern Tag holte man den Doktor, die Jüngste habe den Fuß gebrochen. Am dritten Tag sei die, die der Fuchs war, blutsnackt im Stubenwinkel tot gelegen.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 87, S. 68f