215. Auf dem Burgfeld

Auf dem Burgfeld von Alt-Montfort sind in alten Zeiten furchtbar böse Ritter gewesen. Von den Forchen herunter haben sie auf die armen Bauern geschossen, die für sie geschafft haben. Aber da sind einmal alle Bauern im Land zusammengestanden wie ein Mann und in einer Nacht sind sie über die Schlösser her und haben die Zwingherren umgebracht mitsamt den Frauen und Kindern. Eine Vergeltung hat sein müssen, haben ihren Weibern und Mädlein die Ritter nicht schon lang das Ärgste angetan gehabt? Auf noch keinem Schloß sind sie ihnen ausgekommen. Bloß auf dem Burgfeld hat eine alte Magd die Herrlein retten können. Sie hat Blachen aneinander gebunden und zum Fenster heraus die unschuldigen Kinder dran heruntergelassen in den Wald.

Die Burgmauern sind jetzt verfallen, aber der Schatz ist noch droben, ein großer Schatz! Die Zwingherren sind nicht von gibis gewesen und viel tausend Gulden haben sie in einen Turm geflüchtet, man könnte es in keinem Schnärpfer verschleipfen. Wo Goldblumen wachsen und die Mausäuglein hervorlugen, da liegt er tief im Grund. Bloß kannst du ihn nicht finden, so wenig als du die Eicherle im Nest bekommst, weil sie kein Nest haben.

Die Ahne ist auf der Halde am Burgfried daheimgewesen. Als kleines Mätele ist sie da einmal im Herbst an einem Sonntagmorgen beim alten Schloß zwischen denen verbrägleten Türmen herumgeklettert. An den Hagebutzen und an den Träublein vom „Ebbhö" ist es gelegen wie ein Hauch und auf jedem Läublein und Gräslein hat der Tau geglänzt und geglitzert; und doch war in denen Steinmauern noch ein hellerer Schein. Wie das Mätele nach ihm langt, liegt wie in einem gattligen Kästlein ein güldenes Kettlein im Mies. Und das Hütbüble, das Jockle, hat droben in einer Bastlinde eingewachsen einen güldenen Lanzenspitz gefunden. Er hat ihn lang aufbehalten, aber wie ihm ein alter Jud fünf Gulden bietet, hat er es ihm gelassen.


Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 215, S. 128