436. Die Bütze tragen Leute fort

Vor vielen Jahren wollten drei Buben aus Zug an einem Schutzengelsonntag auf den Heimgarten in die Zuger Alpe, die den Getznern jetzt gehört. Auf dem Wege hörten sie von der Alpe Raut her ein Jauchzen. Sie glaubten, es käme der Schatz von der Sennin, zu der sie eben wollten und beschlossen, diesen Freier, einen Berger, heimzujagen. Die Burschen zogen dem Fremden lustig entgegen, da tönte plötzlich in der Nähe ein unheimliches Jauchzen. „Jetzt ist's gefehlt", rief der eine, „wir wollen umkehren!" Aber schon fühlten sich alle drei in die Lüfte gehoben und über Berge und Täler getragen. Endlich wurden sie an verschiedenen Stellen in der Älpeler Alpe niedergesetzt, aber „gar großartig grob". Es starb ein Bursche schon nach wenigen Tagen, während der andere zeitlebens krank blieb; der dritte genas nach sechs Wochen. Dieser wurde noch als alter Mann um den näheren Hergang der Geschichte gefragt und gebeten, aber er gab nie Auskunft.

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Eines Abends wollten zwei Maika und ein Bub heim nach Zug. Auf der Ängerlebrücke wurde es plötzlich stickdunkel und alle drei kamen von dem gewohnten Weg ab. Ein Mädchen kam erst um Mitternacht heim, das andere stand auf einem hohen Berge, dem sogenannten Roten Herr. Der Bub konnte sich erst nach dem Aveläuten in der Frühe zurechtfinden. Er war in der Alpe Gstüat, also am jenseitigen Ufer des Lechs, obwohl er gar nicht wußte, wie er über diesen Bach gekommen war.

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Einmal wollte auch ein Bursche aus Zug in die Zuger Alpe auf den Heimgarten. Es war im Sommer nach einem Schneewetter. Plötzlich kam er vom Weg ab und konnte sich nimmer zurechtfinden bis zum Aveläuten am ändern Morgen. Da befand er sich in der viele Stunden entfernten Eckenalpe. Man verfolgte die Fußspuren der Verirrten im Schnee; diese führten aber über Stellen, wo natürlicherweise kein Mensch gehen kann ohne abzustürzen. Endlich fand man den Burschen ganz gesund.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 436, S. 244f