522. Auf der Fontanella

Das jetzige Haus auf dem Heimat Fontanella auf dem Zigerberg zu Tschagguns wurde vor mehr als hundert Jahren von meinem Urgroßvater erbaut. Das alte Haus stand nicht weit davon und in diesem war — wie alle Inwohner wußten — ein Butz. Mein Großvater Johann Josef Brugger hat ihn als Bub selbst gesehen, als er einmal im Keller zu tun hatte und er erzählte oft: „Draußen im Kellerloch stand er — ich seh ihn noch vor mir, obwohl es jetzt etwa achtzig Jahre her ist — ein großer Mann in weißen Hemdärmeln, einem langen, roten Brusttuch, blauen walktuchenen, oben und unten kurzen Hosen, weißen Strümpfen aus Walktuch und auf dem Kopf einen niedern Hut mit breitem Sturm; der Mann sah mich unverwandt an. Mir wurde unheimlich und ich schrie um Hilfe. Die Mutter lief gleich herbei, aber der Butz war verschwunden."

Als das neue Haus gebaut wurde, ließ man die Schwelle der Haustür auf der alten Hostig (Hausplatz) zurück, damit der Hausgeist nicht in das neue Haus hinüberziehen könne und auf seinen alten Platz gebannt sei.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 522, S. 281