176. St. Antonius hilft

Einmal fand ein Knabe ein Vogelnest, die Vögel waren aber noch nicht zum Ausnehmen. Der Knabe versprach daher dem hl. Antonius, er wolle ihm einen davon opfern, wenn er bewirke, daß ihm die Vögel hier nicht weggenommen würden, bevor sie flügge waren. Als der Knabe dann wieder erschien, fand er alle Vögel so herangewachsen, daß er sie mitnehmen konnte. Einer aber flog davon, da sagte der Knabe, grad diesen wolle er dem hl. Antonius opfern. Dieser Heilige ist somit kein unverschämter Mann. So hat man z. B. früher auf der Alpe Falosch (Ebnit) jedes Jahr viele Rinder verloren, bis einmal einer dem Heiligen versprach, jenes Rind zu opfern, welches im Herbst bei der Abfahrt von der Alpe zuerst über den Gatter hinauskomme. Als man dann im Herbst heimfuhr, war das mindeste Stücklein Vieh voran, das sonst immer hinten nach zu kommen pflegte. So war der Heilige mit dem schlechtesten Stück zufrieden.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 176, S. 112