Der wilde Mann zu Afing

Zu Afing wurde vor Jahren einmal Holz gefällt im sogenannten Hauserwald auf Schwarzegg. In diesem Walde wohnte ein wilder Mann und der kam öfters zu den Arbeitern hinauf bei Tag, noch öfters in stiller Nacht. Er trug einen ausgerissenen Baum anstatt des Stockes und altersmüde seufzte er oft:

"Ich denke diesen Wald
Neunmal jung und neunmal alt."

Vor der Hütte der Holzmänner war ein Schleifrad. Der Alte trank nun, so oft er nachts kam, das Wasser aus dem Troge, und das verdroß die Arbeiter so sehr, daß sie eine List erdachten, um dieses dem Waldmanne zu verleiden. Sie füllten den Trog mit Branntwein, und als der wilde Mann wiederkam, trank er den ganzen Trog aus, bis er nicht mehr von der Stelle konnte und berauscht zu Boden purzelte. Wie er so dalag und schnarchte, kamen die Holzknechte heraus und hackten ihm den Kopf ab. (Flaas und Afing.)


Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz V. Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 191, Seite 118
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