Die Trude erdrückt ein Pferd

Ein Bauer hatte eine kreuzbrave Dirne, die aber oft sehr traurig und niedergeschlagen war. Da fragte er sie einmal, was ihr fehle? Sie antwortete darauf, sie sei eine Trude und könne deßhalb vor Mitternacht nicht schlafen, denn sie müsse aufstehen und drücken. Als de Bauer nun fragte, ob kein Mittel dagegen sei, antwortete sie. "Wenn ich ein Roß erdrücken dürfte, wäre mir für immer geholfen." "Nun, so schenk' ich dir mein Roß," sprach lächelnd der Bauer. - Am folgenden Morgen lag das Pferd erdrückt im Stalle. Die Dirne war aber seitdem nicht mehr geplagt. Sie war immer guter Dinge und bekam ein gesundes Aussehen. (Absam)

Quelle: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz Vinzenz Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 819, Seite 481.