Das Nörglein am Partschinser Sonnenberge



Dieses war das letzte Nörglein, das sich in der Meraner Gegend sehen ließ. Es hütete den Bauern am Sonnenberge das Kleinvieh. Da es üblich ist, daß man jedem Hirten das Mittagsbrot morgens mitgibt, das Nörgl aber nie in ein Bauernhaus herunterkam, so banden die Bauersleute das ihm bestimmte Brot einem Bocke auf die Hörner. Schon lange hatte es fleißig gehütet und alles Unglück vom Vieh ferne gehalten, als die Bauern bemerkten, daß sein Gewandl ganz schleißig war. Da ließen sie ihm ein neues Kleid machen und banden es dem Bocke auf die Hörner. Als das Nörgl das neue Gewand erblickte, fing es an zu weinen und sprach:

"I bin so olt,
I woaß die Moarspitz
Kloan, wie a Kitz,
Und die Moarwies
Neunmol Wies
Und neunmol Wold,
Und jetzt hoben mi die Bauern bezohlt,
Und jetzt muß i fort,
An ein ondres Ort."


Mit diesen Worten war das Nörgl verschwunden, und man hat es seitdem nie wieder gesehen. (Partschins.)


Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz V. Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 96, Seite 61.