Das hl. Blut zu Georgenberg

Es war im Jahre 1310 nach Christi gnadenreicher Geburt, als Ruperuts I. von Thaur als 14. Abt den Benediktiner-Ordensmännern St. Georgenberg vorstand. Da begab sich eines Tages folgendes Wunderding. Ein Ordenspriester las in der Klosterkirche die heilige Messe, er war eben im Begriffe, den Wein im Kelche zu konsekrieren, da stieg in seiner Seele der Zweifel auf, ob unter der Gestalt des Weines das Blut Jesu Christi wahrhaftig gegenwärtig sei. So zweifelnd vollendete er die Konsekrationsworte, und sieh - in demselben Augenblicke bemerkte er in dem Kelche das heilige Blut aufwallen. So überwiesen den Zweifler seine eigenen Augen von der Wahrheit dessen, was er freventlich bezweifelte -

Von diesem wunderbaren Blute ist sodann angeblicher Maßen zum immerwährenden Wahrzeichen und zur Ehre der hochheil. Gegenwart Jesu Christi ein Theil im alldortigen Gotteshause aufbewahrt und bis auf den heutigen Tag als kostbare Reliquie verehrt worden.

Quelle: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz Vinzenz Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 869, Seite 505.