Der Baumgeist

Einmal gieng ein Mann von Holzgau - auch das Haus, in welchem er gewohnt haben soll, wird genannt - in einen Wald, um Holz zu hauen. Als er einen Baum gefällt hatte, hört er, ohne etwas zu sehen, weinen und eine Stimme reif: "Du hast mir meine Wohnung genommen!" "Wohl," entgegnete der Mann, "so sollst du in meinem Hause unter der Stiege wohnen, darfst aber keinen Schaden thun." Als der Mann abends nach Hause kam, lief ihm sein Weib entgegen und meldete ihn, es sei Unfug im Hause, Schüsseln und Teller würden hin und her und heraus geworfen. Der Mann erwiderte, es mache nichts, er werde schon Ruhe schaffen. Da ging er hin und schlug den Raum unter der Stiege mit Brettern zu. Seit der Zeit war Ruhe und vom Geiste war weiter nichts mehr zu sehen und zu hören. (Lechthal. Chr. Schneller.)


Quelle: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz Vinzenz Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 259, Seite 160.