Der Watergeist

Beim "Water", einem Bauernhof in Schwendau, hat es in alten Zeiten gegeistert. Das war nicht nur unheimlich, sondern wurde allmählich unerträglich, weil der Geist nichts als Schaden anrichtete. Dass er den Frauen beim Spinnen den Flachs anzündete, war noch nicht einmal das Ärgste. Und nach jedem gelungenen Streich ließ er ein boshaftes Lachen hören. Da kam eines Tages ein Hausierer vorbei, dem die Bäuerin ihren Verdruss klagte, worauf ihr der Mann den Rat gab, in der Stube einen neuen Boden zu legen. Sollte es nicht helfen, so schade es auch nicht, meinte er.

Der Bauer war einverstanden, und so wurden nach ein paar Tagen die alten Bodenbretter herausgerissen. Da staunten sie freilich nicht schlecht, als Menschenknochen zum Vorschein kamen. Nun gab's für die Hausleute nicht Eiligeres, als die Knochen auf den Friedhof zu bringen und dort in ein ordentliches Grab zu legen. Seitdem hat es beim "Water" nicht mehr gegeistert.

Quelle: Hifalan & Hafalan, Sagen aus dem Zillertal, Erich Hupfauf, Hall in Tirol, 2000, S. 87.