DIE TRISTALLHEXE

Eine Gehstunde oberhalb von Stumm liegt Tristall. In der dortigen "Floacherhütte" wohnte vor Zeiten ein altes buckliges Weib, die Tristallhexe. Weitum war sie wegen ihrer Boshaftigkeit gefürchtet, darum machte jeder einen großen Bogen um die Hütte. In stürmischen Nächten kam sie oft nach Stumm und stiftete Schaden, wo es ging. Gewahrten sie die Leute, lief alles in die Häuser, und die Haustüren wurden verriegelt. Wer beim Buttern war, wenn sie am Haus vorbeischlich, musste ein eisernes Kreuz mit heiligen Zeichen in den Kübel halten, sonst brachte er keine Butter zuwege.

An einem Winterabend kam sie zum Boten Jabl, um sich zu wärmen. Während sie auf der Ofenbank saß, stellten die Buben einen Besen verkehrt vor die Haustür. Die Hexe spürte das, sprang zur Tür, riss sie auf und schrie, als sie den Besen sah: "Ah, du bist es!" Dann setzte sie sich rittlings drauf und fuhr durch die Nacht davon. Als die Bäuerin später in den Schweinestall ging, lagen zwei Tiere tot auf der Streu.

Quelle: Hifalan & Hafalan, Sagen aus dem Zillertal, Erich Hupfauf, Hall in Tirol, 2000, S. 47