DER GOLDLEHM

Auf der Bachlerfilz geisterte seinerzeit ein weiterer Schatzhüter herum. Die Leute meinen, er wäre wohl gern erlöst worden, wenn es nur einer verstanden hätte.

Da stieg einmal ein Jäger in aller Herrgottsfrüh aus Hart zu seiner Jagdhütte auf. Bei der Bachlerfilz hielt er Rast, stieß seinen Bergstock neben sich in die Erde, setzte sich auf einen Baumstrunk, holte die Jause aus dem Rucksack und stärkte sich für den weiteren Weg. Als er wieder aufbrach und den Stock aus dem Boden zog, glänzte dieser am unteren Ende wie Gold. Neugierig geworden, stocherte der Jäger in der Erde herum und fand feinen, goldglänzenden Lehm. Ohne sich viel zu denken, nahm er eine Handvoll davon und gab ihn in den Jagdbeutel. Am Abend daheim angekommen, gab er den Lehm seinen Kindern zum Spielen. Die freuten sich über das glänzende Ding, formten Kügelchen daraus und vergnügten sich damit vor dem Haus. Dass dabei die meisten im Gras zwischen den Steinen verloren gingen, war kein Wunder.

Eines Tages kam ein Bergmann vorbei, sah den Kindern eine Weile beim Spiel zu, bückte sich nach einem Kügelchen und betrachtete es genau. Dann ging er ins Haus und fragte den Jäger, woher die glänzenden Dinger kämen. Der Jäger, ein argloser Mann, erzählte dem Bergmann von dem Fund. Da bot ihm dieser zehn Goldgulden, wenn er ihm den Platz zeige, wo er den "Lehm" gefunden hatte. Dem Jäger gefiel der Handel, und schon am nächsten Morgen stiegen die beiden zur Bachlerfilz auf.

Der Platz, an dem der Jäger Rast gehalten hatte, war rasch gefunden. Vom goldenen Lehm aber war keine Spur mehr zu sehen. Der büßende Geist hatte dem Jäger das Glück geboten, der aber hatte es nicht zu fassen gewusst. Mit Geldleuten, wie der Bergmann einer war, wollte der Geist jedoch nichts zu tun haben, weil solche ihn nicht erlösen konnten.

Quelle: Hifalan & Hafalan, Sagen aus dem Zillertal, Erich Hupfauf, Hall in Tirol, 2000, S. 30