Der "gemusterte" Teufel

Bei einem Bauern in Laimach saßen vier Männer in der Stube beim Kartenspiel. Es wurde um Geld gespielt, das Schnapsflaschl machte die Runde, und geflucht wurde dabei ganz gotteslästerlich.

Plötzlich vernahmen sie im Hausgang Schritte. Es klang, als humple jemand auf einem Holzfuß über die Bodenbretter. Gleich darauf schlug die Tür auf, und vor ihnen stand der Leibhaftige, einen Geldsack über der Schulter. Er schob sein grünes Hütl aus der Stirn und meinte: "Einen von Euch möcht' ich mitnehmen."

Da waren Karten und Spielgewinn im Augenblick vergessen, allen vieren kroch die Angst über den Rücken. Der Teufel grinste, stellte den Geldsack ab und sagte: "Wir können es ja ausspielen, wer mit mir geht." Dann griff er nach den Karten und mischte sie.

Da kam einem der Bauern die rettende Idee. "Gut", nickte er. "Der Teufel soll für mich einspringen, ich muss im Stall nach der Kälberkuh schau'n."

Damit war er zur Tür draußen. Statt in den Stall rannte er nach Hippach zum Pfarrer und bat um Hilfe. Der Geistliche nahm mit, was nötig war, und wirklich gelang es, den Teufel durch Gebet und geweihtes Wasser zum Rückzug zu bewegen - ohne Beute. Seither sagten die Leut, der Pfarrer habe den Teufel "gemustert". Das Haus neben der Laimacher Schmiede, wo sich selbiges zugetragen hat, heißt heute noch "Musterplatz".

Quelle: Hifalan & Hafalan, Sagen aus dem Zillertal, Erich Hupfauf, Hall in Tirol, 2000, S. 80.